In den beiden ersten Teilen der Serie ging es um die barrierearme Umgestaltung der Räume Badezimmer, Hauseingang, Flur und Schlafzimmer. Nun folgt der dritte und letzte Teil, in dem es um
die Küche, das Wohnzimmer und allgemeine Tipps zur barrierearmen Wohnung geht.
Wenn man seine Küche behalten möchte, muss man bei den Schränken unter Umständen etwas tricksen. Die Unterschränke können mit neuen Körben anstatt mit Regalböden ausgestattet werden, diese kann man ausziehbar gestalten, so dass man auch an hinten stehende Dinge kommt. Achten Sie auf leichtgängige und funktionsfähige Schubladen.
Um die Arbeitsplatte rollstuhlunterfahrbar zu machen, kann man evtl. auf einen Unterschrank verzichten. Ein großer, stabiler Tisch ist als alternative Arbeitsplatte denkbar.
Vielleicht ist es möglich, die Oberschränke etwas niedriger zu hängen. Tauscht man die Regalböden durch Glasböden aus, kann man von unten besser sehen, was sich oben im Schrank befindet.
Fällt einem das Stehen am Herd oder an der Spüle schwer, gibt es so genannte Stehhilfen, auch als Bügelstuhl oder Stehstuhl bekannt. Diese Stühle bieten eine gute Stütze, und tragen auch zum
aktiven Sitzen bei, d.h. die Rückenmuskulatur muss verstärkt mitarbeiten.
Wie bereits im Bad macht unter Umständen auch in der Küche ein Einarmhebelmischer Sinn. Kombiniert mit einem ausziehbaren Schlauch hat man schon einiges an Komfort gewonnen.
Wenn Sie kognitive Defizite haben oder vielleicht einfach an viel zu viel denken müssen, wäre
es vielleicht sinnvoll, eine automatische Elektroherdabschaltung zu installieren. Diese kann man auf eine Zeitspanne einstellen, nach welcher der Herd automatisch abgeschaltet wird. Eine
Abschaltautomatik kostet rund 200,-€. Die Abschaltautomatik kann an jedem Elektroherd nachgerüstet werden, da sie in die Stromzufuhr des Herdes eingefügt wird. Allerdings
muss sie von einem Elektrofachmann installiert werden. Alternativ gibt es heute auch schon
Herde mit eingebauter Abschaltautomatik.
Schwierig ist immer der Transport von Küchenutensilien. Vielleicht können Sie das Tablett Ihres Rollators nutzen. Wenn Sie im Rollstuhl sitzen, hilft vielleicht ein Klapptisch als Zubehör. Eine feine Alltagshilfe ist auch das Einhändertablett.
Bitte seien Sie ganz vorsichtig beim Transport von scharfen Gegenständen wie Messern!
Wenn Sie die Steckdosen nicht erreichen oder zu wenig Handkraft haben, können Sie die Zughilfe nutzen.
Das Wohnzimmer ist in den meisten Fällen die kleinste „Baustelle“ im Thema "Barrierearm". Hier steht erst einmal das sichere Fortbewegen im Vordergrund. Bitte bedenken Sie, dass jegliche Teppichkanten, aber auch Kabel Stolperfallen sein können. Bei Gangunsicherheit oder Fehlsichtigkeit empfiehlt es sich, lose liegende Teppiche zu entfernen und Kabel außerhalb der Laufwege zu organisieren.
Sind Sie innerhalb der Wohnung mit einer Gehhilfe oder einem Rollstuhl unterwegs, sollte man evtl. etwas Platz schaffen. Es gibt übrigens mittlerweile leichte Rollatormodelle für die Wohnung, sogenannte „Indoor-Rollatoren“.
Beinahe schon Standard ist der elektrische Fernsehsessel. Mit einer Fernbedienung lässt sich dieser Sessel höhenverstellen, die Rückenlehne lässt sich herunter- und das Fußteil herauffahren. So kann man im Sessel schon mal ein schönes Mittagsschläfchen machen. Zum Aufstehen bieten diese Sessel oftmals die Möglichkeit, die Sitzfläche hoch- und schräg zu stellen, um eine bequeme Aufstehposition zu erhalten. Bitte denken Sie aber immer dran: Wer rastet, der rostet! Sie sollten nur Hilfsmittel und Funktionen verwenden, die Sie auch benötigen. Stehen Sie aus dem Sessel so lange wie möglich ohne Hilfestellung auf!
Richten Sie sich im Wohnzimmer ein nettes Plätzchen ein. Es ist hilfreich, wenn Sie z.B. ein kleines Tischchen neben Ihren Sessel stellen und darauf achten, dass alle benötigten Gegenstände in greifbarer Nähe sind. Besonders das Telefon (gibt es auch mit großen Tasten für Fehlsichtige oder bei Feinmotorikdefiziten) sollte in der Nähe sein: Wenn das Telefon klingelt, hat man den Drang sich zu beeilen, bevor der Anrufer auflegt. Das birgt eine große Sturzgefahr! Weiterhin sollten Sie über das Telefon schnell Hilfe holen können, wenn Sie nicht über ein Hausnotrufsystem verfügen. Haben Sie Hilfspersonen im Haus, könnte auch eine einfache Funkklingel auf dem Tischchen Platz finden.
Für heruntergefallene Gegenstände eignet sich gut eine Greifzange, die ebenfalls über eine Hilfsmittelnummer verfügt.
Sollten Sie in Ihrer Wohnung hohe Türschwellen haben, die nicht austauschbar sind, markieren
Sie diese nach Möglichkeit farbig, so dass Sie als Gefahrenquelle erkennbar sind. Eventuell lassen sich diese auch mit kleinen Rampen überbrücken. Diese sind auch gut geeignet für eine
barrierearme Schwelle der Terrassentür.
Heutzutage kann man auch sehr steile Treppen mit Treppenliftern ausstatten. Kostenlose
Informationen bekommen Sie z.B. hier:
Für die Fenster gibt es Griffverlängerungen, die beim Öffnen und Schließen helfen.
Zusätzlich können Sie Ihre Wohnung mit diverser Technik ausstatten. Die bereits erwähnte Herdabschaltung kann Sicherheit bieten, ebenso wie einfache Rauchmelder. Letztere können zusätzlich auf ein Hausnotrufsystem aufgeschaltet werden. Das Hausnotrufsystem ist eine gute Sicherheit für hilfebedürftige Menschen, die zeitweise allein sind. Hier gibt es verschiedene Systeme und Varianten bis hin zum Vital Monitoring System, die speziell auf den Nutzer ausgewählt werden sollten.
Sehr hilfreich können kleine technische Einrichtungen sein, wie z.B. die elektrische Rolladenfunktion, die Automatisierung des Lichts und die bereits erwähnte Herdabschaltung. Diese technischen Hilfen können per Smartphone oder Tablet gesteuert werden oder/ und untereinander vernetzt sein. Teilweise kann man diese Helferchen über Funk einrichten, so dass keine speziellen Kabel verlegt werden müssen. Die Möglichkeiten sind heutzutage bereits sehr vielfältig und sollten speziell auf Ihre Bedürfnisse angepasst werden. Hier sollte unbedingt eine individuelle Beratung erfolgen.
Lesen Sie auch die anderen Teile der Serie "Barrierearm ohne Umbau":
Hier habe ich Ihnen Checklisten der Tipps zum Thema "Barrierearm ohne Umbau" zusammengestellt. Diese Listen können auch zu Ihrer persönlichen Kostenkalkulation dienen.
Da ich Ihre persönliche Situation nicht kenne, kann dieser Artikel nur meine Ideen und Hinweise weitergeben.
Eine spezielle Wohnraumanpassung sollte auf Sie und Ihr Wohnumfeld abgestimmt werden.
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